Im Juni 2016 hatte das Parlament auf Antrag der SPD-Fraktion einstimmig den Gemeindevorstand mit der Überprüfung des Hochwasserschutzes in den Ortslagen Lahntals beauftragt.
Die Gemeinde hat inzwischen örtliche Begehungen in den Lahntaler Ortsteilen (Caldern und Kernbach stehen noch an) vorgenommen, um zum Beispiel Einläufe zu kontrollieren, Gefahrenpunkte im Vorfeld zu erkennen und nach verrohrten Bachläufen zu sehen. Nach diesen Begehungen werden festgestellte Mängel auf ihre Beseitigung geprüft .Das galt zum Beispiel für Mängel am Rückhaltebecken Brungershausen, das so mit den starken Hochwasserfluten am 3./4. Januar 2018 keine Probleme hatte.
Die Hochwassersituation Anfang des neuen Jahres zum Beispiel in der Rimbergstraße und in den Neubaugebieten Sprinkelswiesen und Kirchblick in Caldern, in der Lahn- und Schachtstraße und im Bereich REWE-Markt in Sterzhausen sowie am Rodenbach in Goßfelden und Sarnau/Bahnhof an der Biedenkopfer Straße hatte Bürgermeister Manfred Apell dazu veranlasst, die Bürgerinnen und Bürger zu einem Gespräch über den Hochwasserschutz einzuladen, bei dem mögliche Probleme und Ursachen und ihre Behebung zur Sprache kamen. Die Ursachen waren je nach Ort höchst unterschiedlich. Grundsätzlich waren viele ein Ergebnis der nach längeren Regenfällen nicht mehr aufnahmefähigen Böden.
In dem bis auf den letzten Platz gefüllten Sitzungssaal der Gemeindeverwaltung standen neben dem Bürgermeister vom Gemeindebauamt Sandra Riehl und Heinrich Graf sowie für den Zweckverband Mittelhess. Abwasserwerke deren techn. Leiterin, Constanze Foerster und für den Interkommunalen Bauhof dessen neuer Leiter Roland Tober als Gesprächspartner zur Verfügung
Der Bürgermeister machte deutlich, dass in den letzten Jahren bereits viel in der Sache geschehen sei. Das Projekt Furkationsrinnen zwischen Caldern und Sterzhausen als eines der größten Projekte dieser Art in Hessen hat maßgeblich zur Reduzierung der von der Lahn ausgehenden Hochwassergefahren in Sterzhausen, aber auch Goßfelden und Sarnau beigetragen. Gleiches gilt für die mit erheblichem finanziellen Aufwand erfolgte Erneuerung der Lahndeiche in Sarnau. Aber auch gezielte örtliche Maßnahmen wie die Renaturierung des Erlenbachs in Caldern sowie die Verlegung und Renaturierung des Rodenbachs in Goßfelden, Maßnahmen am Steingraben in Sterzhausen haben sich bereits bewährt.
Schon bei der Bauleitplanung werde dafür gesorgt, dass bei den Neubaugebieten durch die Anlage von Regenrückhaltebecken, Rigolen oder Staurumkanälen das Oberflächenwasser zurückgehalten wird.
Aus dem Plenum wurde zum Beispiel der zu hohe Wuchs der Uferbäume der Lahn im Bereich Goßfelden kritisiert. Diese könnten bei starkem Hochwasser unterspült, in der Lahn mitgetrieben, dann vor der historischen Lahnbrücke zu einem Stauwerk mit erheblichen Hochwasserfolgen werden. Der Bürgermeister wies darauf hin, dass die Naturschutzbehörden bei Baumfällungen oder „auf Stock setzen“ nur zögerlich grünes Licht geben. Der Hochwasserschutz speziell für Goßfelden sei jedoch ein sehr umfassendes Thema, dem eine eigene Informationsveranstaltung im Frühjahr gewidmet werde.
Die Situation des Rodenbachs ist der Gemeinde bekannt. Pläne zur Verbreiterung in bestimmten Bereichen sind bislang an Grundstücksfragen gescheitert.
Das letzte Hochwasser hat in wenigen Einzelfällen zum Beispiel in Goßfelden zu beachtlichem Sachschaden geführt. Hier sind Hauseigentümer, die keine speziellen Elementarschäden versichert haben, nun in einer schwierigen Situation.
Der Hochwasserschutz sei generell eine Angelegenheit, die alle angehe, die Gemeinde, aber auch die Bürgerinnen und Bürger selbst, betonte der Bürgermeister.
So gehöre zum Beispiel Grasschnitt weder in den grundstücksnahen Graben, noch an dessen Rand. Denn von dort wird er bei Starkregen in den Graben geschwemmt und verstopft ganz schnell Durchlässe und Einläufe. Auch der Grundstücksselbstschutz durch Auffüllungen sei problematisch, wenn dadurch der Nachbar „landunter“ gerate.
Ein wirksames Mittel zum Schutz der eigenen Liegenschaft ist der Einbau von Rückstauklappen.
Bürgermeister Apell rief abschließend die Zuhörerschaft auf: Lassen Sie uns auch beim Hochwasserschutz zusammenarbeiten! Denn viele Augen sehen bekanntlich viel. Und so können mögliche Gefahrenquellen erkannt, und wenn möglich abgestellt werden. Miteinander reden sein der Schlüssel dazu, auf Lösungen hinzuarbeiten



